Die
Schachtel ist ein Editionsprojekt. WEISS Kunstbewegung hat im Winter 1999/2000
zu dieser interdisiplinären Arbeit eingeladen und es haben sich 22 Künstler
aus den Bereichen Bildende Kunst, Literatur, Theater und Musik daran beteiligt.
Die Vorgaben für alle Teilnehmenden waren: Die Arbeit muß die Form
eines Objektes in DINA-4-Format haben. Das Material ist beliebig, soll aber nicht
stärker als 1 mm sein. Jeder Teilnehmer stellt 50 Arbeiten her. Jedes Exemplar
muß von Hand gemacht oder bearbeitet sein. WEISS Kunstbewegung legt von
jedem Teilnehmer ein Blatt in eine von 50 Schachteln: Jede Schachtel enthält
somit 22 verschiedene Arbeiten. Jeder Teilnehmer bekommt eine komplette Schachtel.
28 Schachteln bleiben zum Verkauf. Dieses
einfache und effektive Verteilungsprinzip lehnt sich an die Praxis der sogenannten
"originalgraphischen Zeitschriften" an. Diese wurden in den 80er Jahren
in der DDR von einigen offiziell nicht anerkannten Künstlern hergestellt,
die sich u.a. zusammenschlossen, um untereinander ihre Arbeiten auszutauschen.
Entsprechend den damaligen Möglichkeiten der Vervielfältigung (öffentlich
nutzbare Photokopiergeräte beispielsweise waren verboten) enthielten diese
Hefte und Bücher Texte als Schreibmaschinendurchschläge, Photohandabzüge,
Zeichnungen, Siebdrucke, Radierungen usw. | Die
meisten der SCHACHTEL-Teilnehmer kannten und kennen sich untereinander nicht.
Von Anfang an aber hatten alle Beteiligten ein reges Interesse an diesem Aufeinandertreffen
so vieler unterschiedlicher Persönlichkeiten, Haltungen und Arbeitsweisen.
Alle arbeiteten für sich, ohne zu wissen, was die anderen tun, aber im Vertrauen
darauf, daß am Ende ein stimmiges Ganzes stehen wird. Das hat funktioniert.
Sowohl das Objekt selbst als auch die Prozesse und Aktionen, die dadurch in Gang
kamen, sind nicht nur formell eine ermutigende Möglichkeit von künstlerisch-interdisziplinärer
Arbeit, wie sie das erklärte Ziel von WEISS Kunstbewegung ist. Die
Ausstellung
Von
den insgesamt 1.100 Blättern wurden vom 8.Juni bis zum 7.Juli 2000 in der
Galerie des Kunsthauses ACUD Berlin ca. 400 in einer raumgreifend flächigen
Hängung gezeigt. |
Die
Künstler und ihre Arbeiten Wilhelm
Bartsch (Schriftsteller, Halle) Convento dei Cappucchini
Palermo Text, Computerausdruck mit Handeintragungen
Susanne Berner
(Malerin/ Graphikerin, Halle) 0.T. Alte Schriften, Stoffmitlaufbänder
Antoine Beuger
(Komponist, Haan) farben Textdruck auf Papier Matthias
Biermann (Bildender Künstler, Berlin) Für eine Schachtel Filzstift,
Klebefilm, Papier Jürg
Frey (Komponist, Aarau/ Schweiz) In der Gegend Notation, Tinte
und Toner auf Papier Matthias
Gassert (Musiker, Berlin) Eine Lektion/50 Photos b/w-Kopien,
Tinte, Bleistift Thomas Haker (Bildender Künstler, Berlin) Die Reparatur
des Kreises Computerausdrucke mit Bleistiftnachzeichnungen auf
Papier Stephanie
Hecht (Theatermacherin/ Performerin, Berlin) In Utero 1-50
Laserkopien von mikroendoskopischen Aufnahmen auf Normal- und Transparentpapier
in Photokartonpasspartouts Elke
Heinemann (Schriftstellerin, Berlin) Einschreibungen Texte
und Photos auf Karton Norbert Heins (Bildender Künstler, Berlin)
Aus meiner Wohnung Photo auf Karton Johannes Jansen
(Schriftsteller, Berlin) O.T. Textzeichnung, Tinte auf Papier
Barbara Kastura
(Bildende Künstlerin, Fürth/Bay.) Herzlichen Glückwunsch paint
marker/Acryl auf Papier Julia
Kami (Performerin, Berlin) homing child Federzeichnung auf
Transparentpapier, Tinte, Aquarell Marcus
Neufanger (Bildender Künstler, Schwäbisch Hall) Shadow SÖHNE Dad Fink Enjoy
ALL FOR JUST BE YOUR OWN GOD Kk FFLAMM OFF ANGELS REAL LIFE O.T. PEERY HOTEL ZAP!
U.F.O. KOOL KILLER SURF INK! CCCP Hollywood BY BY l'amigamore O.T. N.Y. FONTS
MADE FRESH DAILY Make it Funky FOO FIGHTERS O.T. Space Pussy GROOVIN S Salvatore
Ferragamo Feel AMOH DUUL alibi of SHARK MUSEUM BIG SKY COUNTRY ONLY FROM CHICAGO
laut mittelmaß auf den tisch geklopft True Identity 4 Steps Shape bildung U TYPEPLAY
EXIT THE DRAGON club finish Pausungen Klaus
Olivier (Freier Journalist, Berlin) memory holz Photo, Papier
Claudia Primer
(Germanistikstudentin, Berlin) 50/50 Eingeschnittener Karton
Wübke Rohlfs
(Bildende Künstlerin/Tänzerin, Preetz) Tisch 1-50 Acryl auf Papier,
Seidenpapier geklebt Bernhard
Sarin (Bildender Künstler, Berlin) O.T. Etikett, Pigment,
Bindemittel Johannes
Seibt (Bildender Künstler, Michelfeld) Katalogfrottage ZERO
Kohlefrottage auf geöltem Schreibmaschinenpapier Stefan
Streich (Komponist, Berlin) Stimme 1-50 Notation, Schreibmaschine
auf holzhaltigem Papier Claudia
Vivero (Malerin, Berlin) Offene Vogelgeschichte Linoleumstempel,
handgedruckt Manfred
Werder (Komponist, Zürich/ Schweiz) O.T. Ausschnitte aus Veranstaltungshinweisen
(NZZ, Dissonanz/Dissonance, zeitgenössische musik in zürich) auf Papier, Klebestift
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Sa.
10.6.2000 Johannes Jansen Standort Lesung
Elke Heinemann Einschreibungen Elke Heinemann & Stephanie
Hecht - Sprecherinnen Barbara Kastura Herzlichen Glückwunsch
- Die unmittelbare Übersetzung und Verwebung in Musik Performance
mit instrumentaler Begleitung von Andreas Hansl Sa.
17.6.2000 Claudia Primer 50 / 50 Diaserie
Julia Kami homing childs music Rauminstallation/Performance,
Julia Kami - Stimme, Anna Lienert - Didgeridoo Klaus Olivier
memory holz Ein Spiel Klaus Olivier - Spielleitung | Sa.
1.7.2000 Antoine Beuger farben Stefan Streich - Sprechstimme
Matthias Gassert Metaphrasen Matthias Gassert - Tavli-Brett
und Sprechstimme Wübke Rohlfs Tisch Tanzperformance
Wübke Rohlfs- Tanz, Achim Kleiner - Saxophon , Michael Lentz - Cello Sa.
24.6.2000 Jürg Frey In der Gegend Jürg Frey - Klarinette
und Perkussion Stefan Streich Stimme Ensemble Normisa
Pareira da Silva - Fl, Jürg Frey - Klar., Stephanie Hecht - Stimme, Placidus Schelbert
- Cello, Stefan Streich - Stimme Manfred Werder 3 Blätter aus
der Schachtel Christian Kesten - Cello/Violine/Tonband
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